29. Oktober 2018 –
Im Kinosaal und doch im Biergarten, in der Eisdiele, auf dem Wertstoffhof oder im Milchvulkan: Die Besucher reisten beim Jugendkurzfilmfestival im Stadtkino Trostberg an die unterschiedlichsten – mitunter auch recht verrückten – Drehorte. Kreative junge Filmemacher hatten sich wieder beteiligt und ihre Werke zum Wettbewerb eingereicht. Tagsüber flimmerten die Streifen über die Leinwand und die Schüler konnten von Profis in Workshops ihre Kenntnisse über Filme und Kameratechnik vertiefen. Abends dann gab die Jury die Gewinner des Wettbewerbs bekannt: Und das bereitete Richy Müller sichtlich Freude. Gemeinsam mit Servus-TV-Kameramann Matthäus Weißenbacher, Medienpädagogin Julia Mohnicke und Tobias Obermeier vom Filmfest München hatte sich der als Tatort-Kommissar bekannte Schauspieler alle 20 eingereichten Filme angesehen und bewertet. Es sei keine einfache Aufgabe gewesen, meinte Richy Müller bei der Preisverleihung im großen Kinosaal. „Auswählen ist immer schwierig, es steckt ja sehr viel Arbeit bei den Filmen dahinter. Letztendlich haben alle, die mitgemacht haben, einen Preis verdient.“ Die Sponsoren stellten die Preise zur Verfügung: Einkaufsgutscheine vom Mediamarkt und Kinogutscheine vom Stadtkino Trostberg.
Müllers Lieblingsfilm landet auf Platz drei: „1 zu 0 für Birdie“, eine Trickfilmproduktion der 5a von der Mittelschule Waging. Die Schüler hatten das komplette Bühnenbild und die Darsteller aufwändig aus Papier mit der Schere ausgeschnitten, fotografiert und zu einem Trickfilm zusammengefügt. „Die Bremer Stadtmusikanten“, neu verfilmt vom Ferienprogramm Surberg, wählte die Jury auf Platz 2. Der Film hatte sich während der Vorführungen auch als Publikumsliebling herausgestellt: Er hat mit Abstand am meisten Applaus bekommen. Was wohl auch an der Erfahrung der Nachwuchsfilmemacher liegen dürfte: Die Gruppe hat bereits im vergangenen Jahr erfolgreich am Wettbewerb teilgenommen. „Der Esel ist von der kleinsten Person dargestellt worden. Das hat mich fasziniert, weil ich nicht wusste, ob das ein Gag sein sollte“, meinte Richy Müller sichtlich amüsiert. Er überreichte den Darstellern Urkunden und erkundigte sich, ob denn während der Dreharbeiten etwas schief gegangen sei. Für die Antwort gab es laute Lacher und Applaus im Kinosaal: „Bei der Szene, in der wir die Katze getroffen haben, sind wir in einen Ameisenhaufen getreten.“ Die Surberger Kinder versicherten Richy Müller, sich auch im nächsten Jahr wieder am Jugendkurzfilmfestival zu beteiligen. „Dann seid ihr auch alle einen Kopf größer.“
Zur Siegerin kürte die Jury den Kurzfilm „Wenn sich zwei streiten“. Sabrina Kollmann aus Taching hatte Regie geführt und bekam großes Lob von Richy Müller für ihre filmische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der Zukunft. „Die Sprache hat mich fasziniert, der Poetry-Slam-Text war super, weil so vieles stimmt. Gratulation, das war wirklich toll.“ Die 19-Jährige hatte den Streifen als Bewerbung für die Filmhochschule in München gedreht – mit Erfolg, wie sie auf der Bühne verriet. „Ich bin sogar auch eingeladen worden mit dem Film.“ Festivalorganisator Danilo Dietsch prophezeit Sabrina Kollmann eine Zukunft in der Filmwelt. „Vielleicht spielt der Richy ja mal bei einer Produktion von dir mit“, was der Tatort-Kommissar mit einem vielsagenden „durchaus möglich“ kommentierte.
Weil sie von den eingereichten Filmen so begeistert war, entschied die Jury kurzfristig noch zwei weitere Filmteams auszuzeichnen: Den Sonderpreis für die Beste Story vergab sie an den Kurzfilm „Sie sind immer noch da“, der sich mit nationalsozialistischen Gedankengut beschäftigt. Hannes Schwankner vom Jugendbüro Burghausen nahm die Auszeichnung entgegen und erzählte, wie es zur Idee des Films kam. Die jungen Filmemacher haben sich demnach der Frage gewidmet, ob es die Stunde null nach dem 2. Weltkrieg jemals gegeben hat. „Sehr mutig und wichtig, dieses brandaktuelle Thema“, so das Urteil der Jury. „Gleichzeitig tiefgreifend, beängstigend und bewegend. Wenn es zwischendurch ein paar Pausen gibt, bleibt das Gesagte besser in Erinnerung.“ Den Sonderpreis für die beste Umsetzung eines Kurzfilms konnte das Filmteam vom Jugendzentrum Obing mit nach Hause nehmen. Sie hatten gleich mehrere aufwendige Produktionen über das „Zamhoidn Festival“ am Obinger See gedreht.
Bürgermeister Karl Schleid ließ sich die Siegerehrung nicht entgehen. Dass Trostberg sich zur Hochburg des Filmnachwuchses entwickelt, gefalle ihm sehr gut, so der Rathauschef. „Es freut mich sehr, dass die Filmtage und auch ein Filmwettbewerb für Junge Leute stattfinden. Meinen größten Respekt an die Veranstalter, auch für das tolle Begleitprogramm und Workshops vom Jugendzentrum Traunreut und dem KJR Berchtesgadener Land.“ An die Teilnehmer gewandt meinte er: „Wenn einer nicht gewinnt, dann ist das gar nicht so wichtig. Es zählt, dass man mit dem eigenen Werk zufrieden ist.“ Alle Filme nehmen automatisch am Oberbayerischen Jugendfilmfestival 2019 teil. Die Veranstalter, Filmemacherin Manuela Federl und Q3-Medienpädagoge Danilo Dietsch, kündigten zum Abschluss des Jugendfilmfestivals die Fortsetzung im kommenden Jahr an. Dann wird es wieder einen gemeinsamen Nachwuchswettbewerb der EuRegio Salzburg, Berchtesgadener Land und Traunstein geben.